Der Beitrag, den ich vor zwei Wochen geschrieben haben wollte, hätte der Router nicht versagt.
Wir haben das Wochenende am Achensee in Österreich verbracht. Es waren gerade zwei Stunden mit dem Auto von zu Hause entfernt. Wir hatten uns spontan dazu entschieden, weil das Wetter endlich schön aussah.
Der Ehemann hatte ein Hotelzimmer reserviert. Vieles war ausgebucht, die Auswahl war nicht groß gewesen. Als wir am Freitagabend angekommen sind, hat der Ehemann geparkt und ich bin ihm zum Hotel gefolgt. Wo wir erfahren haben, dass wir dort gar kein Zimmer reserviert hatten. Nach einer kurzen Ratlosigkeit wurde klar, wir waren am falschen Hotel, unser lag zweihundert Meter weiter. Warum kommt mir diese Situation so bekannt vor?
Unser Hotel wirkte von weitem nicht so einladend wie das Erste aus. Von draußen schallte Schlagermusik, ich hätte gleich die Flucht ergriffen, hätten wir dort nicht gebucht. Der Mann am Empfang, der im Rollstuhl ankam, erklärte uns, wir bräuchten hier keine Maske tragen, der Spuck wäre vorbei. Ja, genau so ernst wurde es damals in Ischgl gehandhabt. Manche Leute sind unbelehrbar. So ein Pech, ich wäre viel lieber im ersten Hotel gelandet, wo am Eingang ein Desinfektionsmittelspender nicht zu übersehen mitten im Weg stand. Wenigstens war das Zimmer schön und man hörte drin nichts von der Musik.
Das Restaurant vom Hotel sah nicht gemütlich aus, die Küche würde eh gleich schließen, haben wir erzählt bekommen, und wir sind zum ersten Hotel[1] zurück gegangen, das viel gehobener ausgesehen hatte. Das Essen war auch fantastisch und unglaublich preiswert. Wir haben gleich für den nächsten Abend einen Tisch reserviert. Besser als der „Nostalgie-Abend“, den uns der Hotelbesitzer beim Einchecken für den nächsten Tag angepriesen hatte.
Am Samstagmorgen sind wir, nach einer Stärkung im überfüllten Frühstücksraum, zur Seilbahn gegangen und hoch gefahren. Es war recht früh aber viele Leute waren unterwegs. Eine andere Seilbahn ging vom Gschöllkopf bis zur Seilbahnstation, wo Leute recht schnell herunter geflogen wurden. Das sah sehr spaßig aus, ich weiß nur nicht, ob es mit meiner Höhenangst wirklich eine gute Idee gewesen wäre.
Weg zur Seilbahn
Fallschirmwetter
Der Achensee
Klettermauer
Ausblick
Anfang vom Wanderweg
Sieht lustig aus
Anfang vom Wanderweg
Der Anfang der Wanderung ist traumhaft schön und einfach, für die Bergbegeisterte die ich nicht bin. Ich mache ja nur für den Ehemann mit. Bergauf geht’s auch einfacher als bergab. Nach einer Weile erreichen wir ein Schild, auf dem steht, man sollte auf Steinfälle achten. Was der Ehemann mir verschwiegen hatte: Der Wanderweg geht ab hier von grün (einfach) zu rot (mittelschwer). Der Weg wird schmal und links geht’s teilweise steil bergab. Mir wird unwohl, ich komme doch ohne Panikattacke bis zur Raststelle neben dem Kletterweg.
Wir hatten schon in früheren Wanderungen schlimmere Situationen erlebt, wie zum Beispiel einmal im Massif de l’Esterel, wo der Weg einfach eine Lücke hatte, links steil runter, rechts steil hoch, und man einen riesigen Schritt ins Leere machen musste, um voran zu kommen. Ich war über zehn Minuten da blockiert geblieben. So schlimm war es an dem Samstag also nicht. Trotzdem gab es Stellen, wo ich mich gefragt hatte, was mache ich denn hier und warum tue ich mir das an. Nach der Rast sind wir den Weg weiter hoch gegangen und ab einer Stelle ging’s plötzlich sehr steil hoch, ohne die Möglichkeit sich fest zu halten, und es sah mehr wie klettern als wandern aus (nicht fotografiert, der Kletterweg unten rechts war bei der Rast). Ich habe gesagt, ab hier mache ich nicht mehr mit und wir sind zurück gegangen. Das war die Stelle, ab wo der Wanderweg schwarz eingestuft wird, verriet mir später der Ehemann.
Tolle Landschaft
Zum Gschöllkopf
Gschöllkopf von weiter weg
Rote Wanderstrecke
Kletterweg
Der Rückweg zur Hütte, der mir am Anfang so einfach vorkam, wirkte zum Schluß doch nicht ohne. Weil wir bergab gingen und die Perspektive dadurch ganz anders wirkt. Ich habe mich teilweise gefragt, ob es wirklich der selbe Weg war, aber es gab nur den einen Weg. Außerdem haben meine Füße recht weh getan, vor allem die Zehe, weil sie bergab gegen die Schuhspitze gestossen sind. Meine Wanderschuhe sind einfach nicht für die Berge gedacht. Ich brauche welche, die bis zum Knöchel hoch gehen und verhindern, dass der Fuß im Schuh rutscht. Mein kleiner rechter Zeh wurde in den Tagen danach wieder dunkelviolett, sowie der linke große Zeh. Beim letzten Mal war der Nagel doch nicht abgefallen, und es sieht jetzt auch nicht danach aus.
Ich hatte bis zum Warnungschild großen Spaß, unterwegs die vielen Blumen zu fotografieren. Der Augentrost ähnelt die Klaffmäulchen auf unserem Balkon sehr. Und die Schmetterlinge! Diese Exemplare hatte ich noch nie gesehen. Es gab unglaublich viele davon. Auf dem Rückweg hat sich ein von den Dunkelroten auf mein nasses T-Shirt gesetzt. Ich hatte Angst, ihn zu zerquetschen, und habe ihm meinen Finger angeboten, damit er von dort weg fliegen kann. Er ist auf dem Finger geklettert aber dort schien er sich wohl zu fühlen, er hat mit seinem Rüssel den Salz von meinem Finger gesaugt. Es hat gekitzelt. Er ist gut fünf Minuten da geblieben, bevor ich ihn davon überzeugen konnte, weiter weg zu fliegen. Ein anderer Schmetterling hat sich auf dem Rucksackträger vom Ehemann gesetzt und bis zur Einkehr in die Hütte transportieren lassen.
Kleine Braunelle mit Hornklee
Moos auf Stein
Kranzenzian
Verblühter Bärenklau
Augentrost
Sumpf-Herzblatt
Scheuchzers Glockenblume
Schnee-Enzian mit Augentrost
Silberdistel
Silberdistel mit Bienen
Nicht identifiziert
Faulbaum-Bläuling
Kühe kurz vor der Einkehr.
Am nächsten Tag wollte ich in den Achensee schwimmen gehen. Leider und entgegen der Wettervorhersage sind wir schon um sieben von einem Gewitter geweckt worden. Wir sind früh zum Frühstücksraum gegangen, und es war noch überfüllter als am Tag davor. Keine freie Auswahl, wir wurden plaziert. Ich habe fast mit meiner Nachbarin Ellbogen an Ellbogen gegessen, obwohl wir nicht am selben Tisch saßen. Wir haben deswegen schnell gefrühstückt, schnell das Zimmer geräumt, ausgecheckt mit dem Vorhaben, nie wieder zu diesem Hotel zu kommen, und auf dem Weg nach Hause die Chagall-Austellung[1] besucht.
[1] Unbezahlte Werbung, da Verlinkung.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen...