Ich habe momentan ganz wenig Zeit, da ich neben Vollzeitjob intensiv mit einem Kurs über maschinelles Lernen mit scikit-learn beschäftigt bin. Dieser Salat, der gestern Abend in der Küche entstanden ist, musste aber unbedingt auf meine Rezept-Liste kommen. Ein Foto gibt es nicht. Schade, er sah sehr lecker aus.
Der Ehemann hatte am Freitagabend auf dem Weg nach Hause am Viktualienmarkt in Pasing gehalten und spontan Matjes mitgebracht. Daraus hatte er uns schon einen Salat seiner Kreation an dem Abend gemacht, der mir ein bisschen zu sehr nach dem Fisch geschmeckt hatte. Aus den letzten Filets habe ich meine eigene Idee von einem Matjes-Salat entworfen.
Matjes sind für mich etwas Exotisches, das ich sonst eher mit einer Mischung aus Skepsis und Ekel betrachte. Das ist doch roher Fisch, das für ein paar Tage vor sich hin verwest. Muss ich wirklich das essen? In meiner früheren Postdoc-Zeit waren wir ein paar Male mit Kollegen in der Mittagspause über die Grenze nach Vaals gefahren, und einmal hatte ich Matjes-Brötchen probiert. Das war’s.
Überhaupt, mit Fisch habe ich eine komplizierte Geschichte. Als Kind wollte ich gar keinen Fisch essen. Nicht mal Fischstäbchen. Die hatte ich meiner jüngeren Schwester gerne von meinem Teller zu Ihrem gegen ihr Gemüse geschmuggelt, wenn gerade keiner der Eltern aufpasste. In der Kantine der Grundschule war es immer ein Riesendrama, wenn es Fisch auf dem Speiseplan gab[1]. Den Grund für meine Abneigung hatte mir meine Mutter erzählt, als ich schon nicht mehr im Familienhaus wohnte. Ich selbst kann mich nicht daran erinnern, ich war zu klein. Damals liebte ich Fisch, sagte meine Mami. Mein Vater war damals häufig mit einem meiner Onkeln nachtsüber im Mittelmeer fischen gegangen. Mit heutiger Sicht frage ich mich, wie legal das Ganze war, aber das bringt jetzt nichts zur Geschichte. Fische, die er nach Hause gebracht hatte, hielten wir einige Tage am Leben, bevor sie meine Mutter zubereiten konnte. Ich hatte mich scheinbar mit den Fischen angefreundet und sie nicht mit dem Fisch auf dem Teller in Verbindung gebracht, bis mir mein Vater einmal beim Essen strahlend erzählte, es wäre mein Freund, der da vor mir auf dem Tisch zerlegt war. Meine Mami sagte, ich hätte fürchterlich geweint und seit dem Tag nie wieder Fisch essen wollen. Mein Vater ist wirklich immer ein Trottel gewesen. Erst in der Uni habe ich wieder angefangen, Fisch zu essen. Gut, dass ich jetzt mein Kindheitstrauma überwunden habe. Ich liebe wieder Fisch. Und na ja, mit Matjes könnte es vielleicht was werden.
Jetzt zum Rezept.
Die Zutaten
Zu zweit war es eine gute Hauptmahlzeit. Wir haben dazu nur eine Scheibe Brot gegessen. Als Vorspeise könnte man sicherlich sechs Portionen daraus machen.
- 2 Matjesfilets[2]
- 2 gekochte Eier
- 6 kleine Kartoffeln (400 g)
- 150 g grüne Bohnen
- 8 längliche Radieschen
- 1 kleine Zwiebel
- Glatte Petersilie, 6 Stangen
- Saft einer halben Zitrone
- 2 Esslöffel weißes Balsamico
- 2 Esslöffel Traubenkernöl
- Salz
- Pfeffer
Die Zubereitung
- Die Kartoffeln ungeschält etwa zwanzig Minuten in kochendem Wasser kochen. In kaltem Wasser abkühlen lassen, schälen und in mundgerechte Halbscheiben schneiden.
- Die grünen Bohnen waschen, die Enden abschneiden, die Bohnen halbieren und zehn Minuten in einem Topf mit einem Esslöffel Traubenkernöl anbraten. Abkühlen lassen.
- In der Koch- und Abkühlzeit:
- Die Matjesfilets in kleine Würfel schneiden.
- Die Radieschen waschen und in sehr dünne Scheiben schneiden.
- Die Zwiebel schälen und klein schneiden.
- Fisch, Radieschen und Zwiebel in eine große Salatschüssel, mit dem Zitronensaft, dem Essig, ein bisschen Salz, Pfeffer und dem Öl marinieren lassen, bis die Kartoffeln und Bohnen abgekühlt und geschnitten sind.
- Die Petersilienblätter abwaschen und grob abscheiden, dann in die Salatschüssel geben. Umrühren.
- Die gekochte Eier schälen, vierteln und zum Salat geben.
- Die Kartoffelstücke und grüne Bohnen zum Salat geben und eine Stunde unter einem sauberen, trockenen Tuch bei Raumtemperatur ziehen lassen. In der Zeit, dreimal gut umrühren.
Nährwertangaben
pro Portion | fürs Rezept | |
Energie (kcal) | 474,5 | 949 |
Eiweiß (g) | 20 | 40 |
Kohlenhydrate (g) | 38,9 | 77,8 |
davon Zucker (g) | 8,1 | 16,2 |
Fett (g) | 24,1 | 48,2 |
Ballaststoffe (g) | 9 | 18 |
[1] Ich rede von Anfang Achtzigern, wo Kinder theoretisch eigentlich besser behandelt wurden, könnte man meinen, aber wir mittags gezwungen wurden, den Inhalt unserer Teller aufzuessen und die Schuldirektorin gerne Schüler am Ohr gepackt hatte und sie so am Ohr ziehend durch den ganzen Schulhof zur ersten Klasse gebracht hatte, um allen zu zeigen, dass sie sie für zu blöd hielt, wenn sie ihre Ansprüche nicht erfüllten. Dass man Kinder nicht mit Gewalt erziehen sollte, war damals in Frankreich schon bekannt aber in der Praxis nicht umgesetzt. Nicht in meinem Dorf.
[2] So umgeht man die Frage, „was ist die Singularform von Matjes“?
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.