Ich hatte es am Donnerstag geahnt. Wenn der Ehemann eine Krankheit aus der Arbeit nach Hause schleppt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis es mich erwischt. Corona ist es nicht. Wir sind zwar beide geimpft, aber ich hatte den Ehemann darum gebeten, trotzdem ein Test zu machen, und das Ergebnis war negativ.
Am Freitag habe ich mich nicht so toll gefühlt. Nachdem ich meine Aufgaben erledigt habe, habe ich relativ früh den Laptop zu geklappt. Ich hatte den ganzen Tag viel niesen müssen, das war deutlich mehr als meine übliche Morgensallergie, die ich immer noch habe. Ich konnte mich nicht mehr richtig konzentrieren. Zum Fernsehen hat es bis zehn gereicht. Leichte Unterhaltung, Kalkhofes Mattscheibe[1]. Die Sendungen, die er parodiert, kenne ich nicht, die Pseudo-Promis auch nicht, ich hab’s schon versucht, aber Trash-TV habe ich nie aushalten können. Lustig finde ich die Sendung trotzdem. Der Abgrund vom Fernseher und vom Internet, wie ich ihn sonst nicht erlebt hätte. Bei der ich weiß nicht wievielten Werbepause habe ich doch ausgeschaltet und bin zum Gästezimmer auf der Etage gegangen, wo ich seit Montag schlafe, da der Ehemann krank war. Dem Ehemann ging’s am Freitag besser und er war zu einem Kumpel nach Berlin gefahren, aber die Nachbarn haben wieder Party gemacht[2] und oben kriege ich davon nichts mit.
Gestern habe ich mich zuerst relativ gut gefüllt. Ich bin vormittags einkaufen gegangen und habe mich riesig gefreut, mit der Kiezkatze geschmust zu haben. Sie ist erst einige Monate alt aber die Besitzer lassen sie tagsüber raus. Sie war noch ziemlich klein, als ich sie zum ersten Mal vor dem Friseursalon getroffen habe. Sie saß unter dem Baum. Ich war in die Hocke gegangen und hatte meine Hand in ihre Richtung gestreckt, sie hatte kurz „Mrrr?“ gesagt und war dann gekommen, um meine Hand zu schnuppern. Ich durfte sie schmusen, und als wir fertig waren, war sie zum Ehemann gegangen, der ein bisschen weiter weg stand, hatte ihn angemiaut und hoch zu ihm geschaut, damit er sie auch schmust. Das hatte er trotz Allergie gemacht. Seitdem treffen wir uns regelmäßig, und sie hat sich viele andere Freunde im Viertel gemacht.
Am Nachmittag hat dann meine Nase angefangen, unaufhörlich zu laufen. Ich habe Inhalationen mit den Tropfen gemacht, die ich am Dienstag für den Ehemann gekauft hatte, es hat nichts gebracht. Meine Nase ist auf der rechten Seite völlig gestopft, heute immer noch. Mein rechtes Auge weint ständig und es bildet sich Schaum am unteren Rand. Wegen der Verstopfung? Ich ertrage kein grelles Licht mehr, vom Bildschirm auch nicht, ich kann nicht länger als fünf Minuten etwas am Rechner machen. Ich mache viele Pausen beim Schreiben. Computerspielen kommt nicht in Frage. Und ständig läuft die Nase. Klar und sehr flüssig. Die Haut ist vom vielen Naseputzen wund geworden. Es ist so weit gekommen, dass ich gefaltete Taschentücher am Tisch liegen lasse und die Tropfen einfach so drauf fallen lasse, Plic, Ploc, Plic, Ploc, es nervt aber ich kann nicht mehr, ständig Nase putzen, Hände waschen, zurück zum Tisch, Nase putzen, Hände waschen, eincremen, Hände waschen, Augen trocken wischen, nochmal zurück, so schlimm habe ich frühere Erkältungen nicht in Erinnerung. Heute ist noch Fieber dazu gekommen.
[1] Unbezahlte Werbung, da Namensnennung und/oder Verlinkung.
[2] Das machen sie zum Glück recht selten.
[3] Die Zeitschrift habe ich letztes Jahr abonniert, als es hieß, die Hälfte der Einnahmen würde zur Unterstützung von Künstlern fließen. Wir hatten ein Streaming-Angebot vom A-Trane[1,4] geguckt, und die Zeitschrift wurde verlinkt. Glaube ich.
[4] Ich vermisse Berlin. Im A-Trane[1] am Savignyplatz waren wir auch ein paar Male.
[5] Na gut, meine erste analoge Collage. Digital hatte ich schon ein Versuch für eine Traum-Illustration gemacht.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.