Am Sonntag haben wir unsere Würm-Wanderung fortgesetzt. Wir sind mit der Bahn nach Karlsfeld gefahren und bis zur Mündung der Würm in die Amper gegangen. Somit haben wir in vier Etappen die Würm auf ihren fast vierzig Kilometern von ihrer Quelle aus begleitet, wobei wir insgesamt weitaus mehr als vierzig Kilometer gelaufen sind. Von Starnberg nach Gauting (gut, wir sind andersrum gelaufen, und die ersten Kilometer der Würm aus dem Starnberger See durchs Leutstettener Moos sind für Fußgänger nicht zugänglich), von Gauting nach Pasing, von Pasing nach Karlsfeld und jetzt von Karlsfeld nach Hebertshausen[0].
Der Himmel war bedeckt, als wir um halb elf den Bahnhof Karlsfeld verlassen haben. Kalt war es nicht. Das perfekte Wetter für eine Wanderung. Der Ehemann hatte unsere Route auf Komoot[1] geplant. Nach keinen fünfhundert Metern mussten wir schon wegen einer Brückensperrung nach einem alternativen Weg suchen. Der Umweg über den Parkplatz war nicht lang und ich habe mich über den Buchfinken im Baum gefreut, den ich mit stärkster Vergrößerung fotografiert habe. Diesmal ohne die Halos um die hellen Stellen, die mich bei unserem letzten Spaziergang gestört hatten. Wir sind der Würm gefolgt, und nicht dem Würmkanal. Unterwegs sind wir an eine Kita mit einem süßen Rutschboot vorbei gekommen. Am Eichinger Weiher lud eine Bank für eine kurze Pause ein. Ein Stückchen weiter lagen viele Rehe auf einer eingezäunter grüne Fläche – das Eichinger Wäldchen. Nach der Brücke der Bayernwerkstraße haben wir einen Topf Honig am Automaten von einem Bauernhof gekauft. Auch etwas, das ich erst seitdem ich in Bayern lebe kenne.
Bahnhof Karlsfeld.
Hinter dem Bahnhof.
Würmkanal.
Gesperrte Brücke.
Buchfink.
Die lustige Lotte.
Eichinger Weiher.
Die Würm.
Eichinger Wäldchen.
Unter der Bayernwerkstraße.
Bienenstöcke.
Tolle Wiese.
Langsam hat die Sonne die Wolken vertrieben. Der Weg war weiterhin absolut flach und ohne Herausforderung, trotzdem fing mein Ischias schon an, sich zu melden. Die intensive Putzaktion am Tag davor mit dem Ehemann war vermutlich schuld, ich war schon mit Ischias-Schmerzen ins Bett gegangen.
Nach dem Bauernhof.
Links von der Würm.
Rechts von der Würm.
Rosenkäfer.
Nettes Strändchen.
„We ate’nt dead!“
Pacfish?
Kurz vor Dachau.
Kurz vor dem letzten Foto begegnen wir einer Schwanfamilie, links versteckt vom Weg bei der schlecht riechenden Müllverbrennungsanlage. Sechs Küken, fünf grau, ein weiß. Ich hatte immer geglaubt, kleine Schwäne wären alle grau.
Nachdem wir Dachau erreicht haben, sind wir über die Straße rechts dem Weg gefolgt, anstatt durch die Stadt zu gehen. Es gab einen Schild für einen Gasthof oder Biergarten, so genau habe ich nicht verstanden, der Ehemann wollte dahin. Wir haben die Wirtschaft leider nicht gefunden und sind einem Weg links gefolgt, bis wir wieder an der Würm waren. Dort wurde sie gezähmt und sie sah total gelangweilt aus. Floss sie vorher fröhlich um Kurven rum, schien sie hier sich kaum zu bewegen. Lieblos haben Leute an ihrem Ufer Flaschen Bier liegen laßen. Nicht mal lokales Bier. Nach einer kurzen Strecke an Feldern vorbei sind wir überraschenderweise zu einer Filmkulisse vom Bayrischen Rundfunk gekommen. Andere freundliche Fahrradfahrer sind zeitgleich angekommen und haben sich den gefakten[2] Ortskern durch das Tor angeschaut. Ein Stückchen weiter haben wir bequeme Liegebänke gefunden, und haben dort Mittagspause gemacht. Ich hatte Zucchini-Manouri-Krapfen mit Sauerrahm-Kardamom-Koriander-Dip mitgebracht, die ich am Tag davor aus einem Rezept meines NOPI Kochbuches[1] gemacht hatte.
Der Weg hat uns dann zur Gedenkstätte Dachau geführt. Die Würm läuft durch das ehemalige Konzentrationslager, aber da dieser wegen der Pandemie geschlossen ist, mussten wir einen Umweg finden, um die Wanderung fortzuführen. Allein vor dem Tor vom KZ zu stehen, habe ich Klumpen im Magen und im Hals gespürt. Ich verstehe die Gruppe ausländischer Jugendlicher nicht, die vor uns ständig gelacht und Selfies gemacht haben. Ob die Muslime waren? Selbst wenn, ich verstehe Judenhass nicht. Make hummus, not war.
Nach dem KZ-Gelände sind wir durch das kleine Ort Würmmühl gelaufen. Wir kommen an die Würm nicht mehr ran und laufen bei der Amper, bis wir den Zusammenfluss der Würm und der Amper erreichen. Geschafft. Demnächst fangen wir eine Amper-Wanderung an, weil, warum nicht?
Würmmühle.
Die Amper.
Die Amper.
Dschungel.
Die Würm trifft auf die Amper.
Zusammenfluss.
Der Ehemann hatte den Weg nur bis hier geplant. Mein Ischias tat weh und meine Blase war langsam voll. Ich habe vorgeschlagen, bis zur S-Bahn-Station in Hebertshausen zu gehen. Ich hätte mich über einen Biergarten unterwegs gefreut, um mich leichter zu fühlen, aber wir haben keinen gefunden. Hallo? Ich dachte, wir wären in Bayern? Als wir den Bahnhof erreicht haben, hatten wir Zeit, bevor der nächste Zug nach München kam. Wir haben uns kurz die Kapelle St. Maria Walpertshofen angeschaut.
Verlassenes Haus.
Maibaum geklaut?
Bahnhof Hebertshausen.
Kapelle St. Maria Walpertshofen.
Unterwegs fotografiert:
Schwarze Flockenblume.
Pusteblume.
Gamander-Ehrenpreis.
Honni soit qui mal y pense.
Eingriffeliger Weißdorn.
Gemeine Akelei.
Am Abend, nachdem wir auf der Couch entspannt hatten, habe ich so starke Muskelkater wie lange nicht mehr bekommen. Ich konnte nicht mehr am Herd für längere Zeit stehen bleiben. Home Office ist schuld. Der Ehemann hat für uns gekocht. Am Montag ging’s mir zum Glück schon viel besser.
[0] Ich merke erst jetzt beim Nachlesen, der Titel vom Beitrag ist ungenau. Wir sind weiter als Dachau gelaufen. Egal, das ändere ich jetzt nicht mehr.
[1] Unbezahlte Werbung, da Namensnennung und/oder Verlinkung.
[2] Vom Duden[1] genehmigt. Schlimm ist das.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.
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