Wir hatten am Wochenende tolles Wetter. Perfekt, um unsere Isar-Wanderung fortzusetzen.
Das letzte Mal waren wir von Wolfratshausen nach Icking gelaufen. Ich habe uns also zwei alternativen Strecken auf Komoot[1] von Icking nach Hohenschäftlarn vorbereitet, mit dem Kloster zum Besuchen zwischendurch (3). Strecke #1 läuft gemütlich am Isarwerkkanal entlang, mit möglichem Halt an einem Fischrestaurant, vorausgesetzt, sie haben nicht wegen Corona zu. Strecke #2 läuft weiter weg von der Isar an einem Bach entlang, mit einem Teil, der auf Komoot als „Dschungel“ bezeichnet wird.
Die Idee war, mit der S-Bahn nach Icking zu fahren, und nach der Wanderung von Hohenschäftlarn[2] aus zurück mit der S-Bahn nach Hause zu fahren. Jeweils eine Stunde Fahrt, mit einmal umsteigen.
Wir tranken noch am Sonntag früh Kaffee auf der Couch, als ich auf Google Maps[1] geschaut habe, wie lange man mit dem Auto nach Icking bräuchte. Keine halbe Stunde. Der Ehemann hat vorgeschlagen, mit dem Auto zum Kloster zu fahren, von dort aus an der Isar entlang zum Bahnhof hoch zu laufen, dann mit der S-Bahn nach Icking zu fahren, und den eigentlich als ersten Teil geplanten Teil der Wanderung von Icking zum Kloster Schäftlarn zu machen. So sparen wir uns eine ganze Stunde Fahrt, ohne Berücksichtigung der Unzuverlässigkeit der S-Bahn München, und der Tag ist entspannter.
Gesagt, gemacht. Wir parken vor dem Kloster und laufen rechts davon die Straße runter. Weiter weg lehrt uns ein Schild an der Straße, dass wir uns auf dem Jakobsweg befinden. Davon gibt es viele. Alle Wege führen nach Rom, oder so. Vor dem Schild biegen wir links am Rande von einem Feld ab. Dann einmal runter durch die Wiese, zu dem Weg mit viel Laub und heimtückischen Steinen darunter, wo man sich trotz Wanderschuhen schnell den Knöchel verdreht hat. Zum Glück ohne anhaltenden Schmerz. Das wäre am Anfang der Wanderung doof gewesen. Wir kommen am Ufer der Isar. An einer Stelle auf dem Weg wird es plötzlich deutlich kälter, auf der Vegetation liegt noch Reif, obwohl es schon halb elf ist.
Wir müssen danach von der Isar links weg gehen, um zum Bahnhof Hohenschäftlarn zu gelangen. Der Weg führt uns über die Brücke und die Treppe hoch zur lauten Straße, und wir erreichen den eingleisigen Bahnhof, wo uns ein älterer Herr mit leeren Bierflaschen in der Hand anspricht, als wir auf den Zug warten. „Weißt du, warum Elefanten rote Augen haben?“ fragt er den Ehemann mit Bayerischem Akzent. Der Ehemann weiß er nicht. „Um sich in Kirschbäumen zu tarnen“, erklärt er. Der Ehemann nickt. „Hast du schon einen Elefanten in einem Kirschbaum gesehen?“ fragt der Herr den Ehemann. „Nein“, antwortet er. „Na, siehst du!“, sagt der Herr, bevor er sich von uns verabschiedet.
Wir fahren mit der S-Bahn nach Icking und laufen die Straße runter, die wir beim letzten Mal zum Schluß hoch gelaufen waren. Wir treffen auf deutlich weniger freundliche ältere Damen, die es für nicht mal notwendig halten, eine Begrüßung zu erwidern. In den ersten Etappen der Isar-Wanderung hatten wir uns daran gewöhnt, freundliche Menschen zu treffen. Icking ist anders. Egal. Wir laufen runter zur Ickinger Wehr, und nehmen dann weder meine vorgeschlagene Route #1 noch #2, sondern laufen auf der Insel, zwischen Isar und Isarwerkkanal. Wir halten auf einer Anhöhe und machen Mittagspause mit Blick auf dem Ickinger Weiher. Zum Menü, hart gekochte Eier, Kaminwurz, Parmesan und selbst gebackenes Bier-Körner-Brot. Ich habe meine Brotdose mit den Mumins aus Helsinki mitgebracht.
Nach der Rast folgen wir dem Weg weiter durch die Insel. Wir kommen an eine abgelegene Kiesbank am Ufer der Isar. Einige Gruppen von Leuten sind da mit Abstand gesammelt und genießen das schöne Wetter. Es ist so schön sonnig und warm, dass ich eine Weile den Pulli ausziehe und in T-Shirt rum laufe. Nicht lange. Auf dem Weg im Schatten wird es wieder kühl.
Am Ende der Insel folgen wir erstmal den Weg zwischen Bäumen und Damm. Nach der Brücke zur Aumühle müssen wir hoch zum Damm, da unser Weg sonst irgendwann nicht weiter geht. Wir laufen direkt am Kanal entlang. Es sind um die Uhrzeit viel mehr Menschen unterwegs, und waren sie am Anfang bloss unhöflich, sind sie jetzt regelrecht aggressiv. Besonders die Fahrradfahrer, die gerne rücksichtslos zu zweit nebeneinander auf fast der ganzen Breite von Weg fahren und uns teilweise noch absichtlich anfahren. Ob es die lokalen Bewohner sind, oder die Münchner, die ihren Stress hier entladen wollen? Dürfen die überhaupt auf diesem Weg radeln? Und wird die Atmosphäre immer schlechter an der Isar entlang, je näher man an die Landeshauptstadt ankommt? Mehr in nächsten Abschnitt dieser Wanderung.
Ich bin jedenfalls froh, als wir über die Dürnsteiner-Brücke kommen und den ganzen Pack hinter uns lassen. Anstatt der Klosterstraße zu folgen, biegen wir rechts und laufen an der Isar entlang. Hier sieht man viele Biber-Spuren. Wir finden wieder den Weg zwischen den Feldern vom Vormittag, und kommen zurück zum Kloster. Es ist kurz nach zwei Uhr Nachmittags, die Sonne sinkt schon hinter einem Berg, es wird kälter und wir sind, nach den zehn Kilometern oder so, recht müde. Wir beschließen, direkt nach Hause zu fahren, ohne das Kloster zu besuchen. Ich weiß nicht mal, ob es überhaupt möglich war. Ein anderes Mal.
Weil es Herbst ist, einige Pilze, die mir unterwegs aufgefallen sind:
[1] Unbezahlte Werbung, da Namensnennung und/oder Verlinkung.
[2] Bei Schäftlarn muss ich immer an diese blöde Airbnb[1]-Geschichte denken, und das war überhaupt das einzige Mal, dass ich dieses Portal benutzt habe. Dafür kann ich jetzt meinen Konto auf Airbnb scheinbar nicht löschen lassen, obwohl ich die Betreiber schon mehrmals darum gebeten habe.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.