Vorgestern habe ich eine Email der Arbeitsagentur bekommen. Ich habe zuerst an eine Art Spam oder Phishing gedacht, weil die Email so aussah:
Völlig anonymisiert und mit einer mehr als bedürftige Formatierung, das wirkt sehr unseriös. Aber es gab weder dubiosen Link zum Anklicken noch verdächtigen Anhang, und die ursprüngliche IP-Adresse des Absenders gehört tatsächlich der Arbeitsagentur. Es könnte echt sein.
Ich müsste mich also in meinem Konto bei der Arbeitsagentur einloggen, um den Ermittlungsvorschlag zu lesen. Das ist immer so eine Sache, bei der Arbeitsagentur. Ich habe schon so viele verschiedene Nutzernamen und Passwörter bekommen, dass ich nicht mehr weiß, mit welchen ich mich nun einloggen soll. Mit den letzten, die geklappt haben, das müsste schon gut ein halbes Jahr her sein. Ich habe meine Login-Daten mit Sicherheit in meinem Firefox-Profil gespeichert. Der Hacken: Es war unter Windows, nicht unter Ubuntu. Windows habe ich immer noch nicht auf meinem Rechner reinstalliert. Und ich täte gut, daran zu denken, vorher eine Sicherheitskopie von meinem Windows-Firefox-Profil zu machen.
Seit Mittwoch habe ich mich gar nicht darum gekümmert. Mit dem Stress auf Arbeit hatte ich die Email schon total vergessen. Es war also gut, dass die Arbeitsagentur mir den Ermittlungsvorschlag zusätzlich per Post zugeschickt hat. Der Allererste, den ich seit meiner Anmeldung im Dezember letzten Jahres bekomme! Dadurch weiß ich allerdings, dass ich dort immer noch als Arbeitssuchende gelte. Ich brauche mich also nicht nochmal darum zu kümmern. Die Arbeitslosigkeit kann kommen.
Leider, aber auch nicht unerwarteterweise, hat sich der Ermittlungsvorschlag als nutzlos entpuppt. Und das ist etwas, das ich immer wieder feststellen muss: Die Leute bei der Arbeitsagentur haben keine Ahnung, was sie Wissenschaftlern anbieten sollen, selbst wenn es ein spezielles Team für Akademiker gibt. Worum es in der Ausschreibung geht: Eine Universität für Verwaltungswissenschaften sucht nach Forschungsreferenten. Die zwei ersten Punkte des Anforderungsprofils:
- überdurchschnittlicher Universitätsabschluss (Master oder gleichwertig) in Politikwissenschaft oder einer anderen Sozialwissenschaft oder Wirtschaftswissenschaft mit volkswirtschaftlicher Ausrichtung,
- gute Kenntnisse der Methoden der empirischen Sozialforschung.
Als promovierte Physikerin meint die Arbeitsagentur, ich würde wie Faust auf Auge auf die Stelle passen? Physik und Politik fangen beide mit „P“ an und enden beide mit „ik“, das ist ungefähr alles, was beide Fächer verbindet (Frau Merkel ausgenommen). Überqualifiziert wäre ich mit meiner Promotion sowieso, da sie nach Leuten mit Master suchen. Das wissen sie, bei der Arbeitsagentur, immerhin fängt der Brief mit „Sehr geehrte Frau Dr.“ an. Und vom Wissenschaftszeitvertragsgesetz scheint die Arbeitsagentur auch nie was gehört zu haben, denn die Stelle ist befristet, und somit komme ich auch nicht in Frage.
Was ist das für eine schlampige Arbeitsvermittlung? Würden sie auch einem ausgebildeten Frisör vorschlagen, sich als Maurer zu bewerben? Oder haben sie meine Unterlagen mit denen von einem arbeitssuchenden Politikwissenschaftler verwechselt?
Hallo Du, der diese Zeilen liest. Du bist Politikwissenschaftler, Sozialwissenschaftler oder Wirtschaftswissenschaftler (m/w) und hast aus unbegreiflichen Gründen von der Arbeitsagentur ein unpassendes Stellenangebot für einen Physiker (m/w) mit Programmierkenntnissen bekommen? Melde Dich, ich tausche gerne!
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.