Sonntagsausflug vom letzten Wochenende. Ich habe den Wecker für sieben Uhr gestellt, kurz nach acht sind wir nach Saulgrub gefahren, westlich von Murnau. Knapp über eine Stunde Fahrt mit dem Auto. Mit dem Zug hätten wir zwei Stunden gebraucht, mit zweimal Umsteigen und einer Verbindung pro Stunde. Das hin und zurück, vorausgesetzt, es gibt keine Störung im Betriebsablauf. Zu viel für einen Tag.
Wir halten am Parkplatz Naturfreundehaus. Dort ist ein Biergarten ausgeschildert. Vielleicht eine gute Einkehrmöglichkeit. Wir gehen uns den Biergarten anschauen. Es ist eigentlich ein Camping, und das Häuschen mit der Speisekarte ist geschlossen. Schade, ein Kaffee hätte ich nötig gehabt. Wenigstens kann man die Toilette benutzen.
Wir laufen zurück nach Saulgrub und hoch zum Wetzsteinweg, wo wir dann links zwischen den Feldern laufen. Nicht der direkte Weg nach Achele, aber es ist schön hier lang zu laufen.
Zum Biergarten.
Heuwender.
Wir sind in Bayern.
Kühe.
Traumhafte Landschaft. In den unteren Feldern, links von der Straße, liegen Kühe. Auf den oberen Feldern wird gerade Heu geschnitten und zum Trocknen liegen lassen. Viele kleine Käfer fliegen rum. Wir treffen wenige Leute auf dem Weg. Wir haben erst zehn Uhr morgens und ich bereue schon, ohne Hut unterwegs zu sein. Immerhin haben wir diesmal an Sonnenschutz gedacht.
Wir sind froh, die Kühle der Bäume zu erreichen. Der Schatten ist jedoch kurzer Dauer. Als wir in Achele ankommen, ist das Wirtshaus noch geschlossen. Kein Kaffee, also. Im Hof sind Hühner und Ziegen. Wir laufen weiter Richtung Kraftwerk Kammerl[1], mehr oder weniger zusammen mit einem freundlichen älteren Herren, der in die gleiche Richtung spazieren geht. Der Stein auf dem abgesägten Baumstamm hinter dem Wirtshaus fällt mir auf. Irgendwie sieht er wie ein Fischkopf aus, oder wie eine Amphibie aus.
Nach kurzer Zeit überqueren wir die Ammer. Ein kurzer, steiler Weg führt zum Kraftwerk. Ein schöner Weg begleitet den Kanal, aber wir folgen stattdessen dem schmalen Weg, wo es dunkel wird. Er geht kurz bergab zu einer Brücke über den Leitenwiesgraben. Die Brücke wirkt ein wenig alt, der Boden von dem Ammerzufluss hat lustige Streifen senkrecht zur Flussrichtung. Es kann nur von Menschenhand geschaffen worden sein. Nach der Brücke kommt ein enger, steiler Weg hoch. Ich merke, ich bin nicht mehr fit. So schnell wie der Ehemann kann ich nicht laufen. Oben an der Wiese angekommen, zeigt ein Schild die Richtung zu einem Gasthof. Endlich Kaffee? Wir folgen dem Hinweis, links von der Wiese. Es gibt nur einen Weg, wir kommen aber nach einigen Feldern zu einer Sackgasse, der Weg ist gesperrt. Von einem Gasthof keine Spur. Wir kehren um und nutzen den schmalen Weg runter rechts. Ich kriege Hunger.
Der Weg ist schön schattig. Der Boden fühlt sich unten den Schuhen bequem an, leicht federnd. Wir machen Mittagspause an einer Kreuzung. Knäckebrot, Käse, Salamiwürstchen und kleine Tomaten. Tomaten sind an einem warmen Wanderungstag sehr nützlich, stelle ich fest. Sie liefern gleichzeitig Wasser und Energie. Jedenfalls geht es mir besser, wir können weiter gehen. Die Strecke bis zum Ammerufer bleibt sehr angenehm, teilweise laufen wir durch Bächer, oder die Bächer laufen mit auf dem Weg. Am Ufer bekommt man allerdings nichts von der Schleierfällen zu sehen, man kann sie nur hören. Es sei denn, man ist bereit, auf eigenes Risiko den gesperrten Weg dahin zu gehen. Das haben wir von vorne rein ausgeschlossen. Der Ort steht nicht umsonst unter Schutz. Am Ufer durch die Brutplätze vom Flussuferläufer zu trampeln kommt auch nicht in Frage. Unser Weg nach Bad Bayersoien führt kurz ganz nah am Ufer und geht wieder hoch durch die Bäume.
Bequeme Wege.
K.W., Kaiserweg?
Steil rechts vom Weg.
Golden bridge.
Wurzelbrücke.
Pferde.
Bis hier alles suppi.
Die Ammer.
Der Weg nach Bad Bayersoien ist eigentlich am Anfang, kurz bevor man zum Ammerufer runter läuft, mit einem Warnschild versehen: Gute Trittsicherheit erforderlich. Der Ehemann meinte, bestimmt wäre nur die Strecke nach unten zum Ufer gemeint, die recht tückisch war. Nein. Nicht nur Trittsicherheit ist gefragt, auch Kletterkunst. Der Weg wird schnell sehr steil hoch und wird von dicken Baumwurzeln zusammen gehalten. Es wäre schwierig genug, wenn es nicht am Tag davor geregnet hätte. Ich trete in den Schlamm und meine Wanderschuhe finden deswegen keinen Halt auf den Wurzeln. Um über Hindernisse wie dicke Baumstämme zu kommen, muss ich teilweise drauf sitzen, weil ich sonst am Boden rutsche. Warum meinte ich am Morgen, ich könnte meinen Jeans-Rock zum Wandern anziehen? Eine bescheuerte Idee war das. Zum Glück wurden Handläufe am Rande vom Weg angebracht. Das ist gut, weil es teilweise seitlich sehr schräg nach unten geht, links vom Weg. Manchmal sind die Stufen so hoch, dass ich mich mit beiden Armen hoch an Wurzeln heben muss. Es ist schwer. Mir läuft der Schweiß runter. Und dennoch werden wir von einer Frau mit ihrer alt aussehender Mutter, geschätzt über siebzig, überholt. Ich mache keine Fotos, bis wir oben an einem Aussichtspunkt ankommen und uns auf einer Bank erholen können.
Nach der Rast am Aussichtspunkt meint der Ehemann, der geplante Weg würde wieder schwierig werden. Stattdessen schlägt er vor, an Feldern vorbei zur Strasse zu gehen. Genehmigt. Der Weg sieht am Anfang in Ordnung aus, er wird aber enger und so nah am verrosteten Stacheldraht, der die Felder umrandet, ist es mir unheimlich. Als wir die Strasse erreichen, wird es sehr heiß. Ab und zu sprühe ich mir den Inhalt meiner Wasserflache auf dem Gesicht. Das Wasser, das auf meine Lippen landet, schmeckt sehr salzig. Wir laufen durch die Ortschaft Wildsteig und machen nochmal Pause unten den Bäumen neben dem Kühlbach. Der Rest vom Proviant wird aufgebraucht. Der Ehemann füllt seine Wasserflasche im Bach auf. Wir laufen weiter an Wiesen mit Kühen vorbei und treffen wieder auf den Weg, den wir ursprünglich nehmen wollten. Es geht links weiter. Wir kommen an völlig bemoosten Felsen. Dort fließen auch schöne kleine Schleierfälle. An der Soier Mühle sehen wir, wie sich der Kühlbach in die Ammer wirft. Wir überqueren die Ammer auf der Holzbrücke.
Nach dem steilen Weg.
An der Weide entlang.
Wildsteig.
Rast.
Wieder auf dem Weg.
Steil rechts vom Weg.
Moos.
Mini-Schleierfälle.
Und eine Quelle?
Kühlbach.
Mündung vom Kühlbach.
Holzbrücke.
Die Ammer.
Halme.
Unlesbar.
Auf der anderen Seite geht es weiter steil hoch, aber es ist nicht mehr so schwierig, technisch gesehen. Ich merke trotzdem, meine Batterien werden langsam leer und bin froh, als wir Flachland erreichen. Nach einer Pause auf der Bank im Schatten laufen wir in der Sonne. Fahrradfahrer sind hier unterwegs. Wir machen Pause an jedem Schattenfleck. Der Ehemann schlägt vor, uns mit dem Wasser vom Bach abzukühlen. Er gießt mir Wasser auf dem Kopf. Es läuft mir den Rücken runter. Eiskalt. Kurz danach werde ich von einer Bremse an rechten Bein gebissen, an der Außenseite vom Knie. Mann ist das schmerzhaft. Die Bremse läßt sich auch nicht beim ersten Versuch entfernen, erst beim zweiten Mal kann ich sie weg schleudern. Sie hinterlässt eine kleine blutige Spur, die ich mit Speichel desinfiziere.
Wir laufen weiter an Almwege entlang und müssen mehrmals durch diese engen Passagen laufen, wie auch immer die heißen. Die Passage unten auf dem Bild geht noch. Andere sind so eng, dass ich den Rücksack drüber werfen und mir die Brust flach drücken muss, um nicht am Stacheldraht fest stecken zu bleiben. Da kommt echt nicht jeder durch. Der Weg wird teilweise wieder sehr steil. Plötzlich kommen wir ohne Vorwarnung in einen traumhaft schönen Fleck Wald. Der Boden ist völlig bemoost, der Weg schön federnd unter den Füßen. Leider nicht lange. Zum Schluß laufen wir auf der Straße, bis zum Parkplatz. Wir halten an jedem Schatten an. Ein übergewichtiges Paar überholt uns bergauf auf Elektrofahrräder und meint noch, uns irgendein Kommentar zu rufen – was, habe ich nicht wirklich verstanden. Das erinnert mich an die Nordsee, als wir zum Leuchturm spazieren gegangen waren. Ich halte nichts von Elektrofahrrädern. Wenn ich Fahrrad fahre, will ich eine Leistung bringen. Meine eigene körperliche Leistung. Sonst ist es kein Sport.
Pause im Schatten.
Wieder enge Wege.
Almpassage.
Tolle Aussicht.
Ich meine wirklich steil.
Traumhaft schön.
Almwiese.
Durchhalten.
Päuschen.
Es zieht sich.
Da der Biergarten am Camping uns am Morgen nicht überzeugt hat, fahren wir zur Wirtshaus Acheleschwaig[1]. Jetzt ist es geöffnet und ich freue mich auf die Gamskraftbrühe. Dazu ein Liter alkoholfreies Bier. Mein Körper braucht dringend seine Vorräte an Salz und Wasser zurück. Wir sind noch am Essen, als ein Gewitter ausbricht. Es regnet aber nicht so viel, und wir sitzen unter dem Regenschirm.
Am Montag kriege ich einen riesigen Muskelkater. Die Beine, der Rücken, die Arme, alles schmerzt. Ich kann mich durch die Wohnung bewegen, der Weg zum Arbeitszimmer auf der Etage ist schwierig. Erst am Mittwoch geht es besser. Dafür fängt der Bremsenbiss an zu jucken, es hat bis gestern gedauert.
Kühe, die wir unterwegs gesehen haben:
[1] Unbezahlte Werbung, da Namensnennung und/oder Verlinkung.

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.
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