Ich war mit Bekannten auf einem sonnigen Platz. Wir waren mit dem Fahrrad angekommen, die Fahrräder waren an Ständern angelehnt. Wir sind zur Terrasse eines Restaurants gegangen und haben gegessen.
Nach dem Essen wollte ich mir die Hände waschen, sie waren ein bisschen klebrig geworden. Auf der anderen Seite vom Platz war die Terrasse von einem anderen Restaurant, und ich sah, wie ein Mann dort zu einer Schüssel auf einem Tisch ging, an dem sonst keiner saß, und sich drin die Hände wusch. Ich beschloss, genau das zu tun und ging auch zur Schüssel. Als ich aber meine Hände schon in die Schüssel gesteckt hatte, merkte ich erst, es war kein Wasser sondern eine dünnflüssige grüne Suppe. Es gab sogar eine Kehle in der Schüssel. Es wurde mir peinlich, die Suppe versaut zu haben. Zum Glück schaute niemand von den Gästen zu mir.
Ich habe das Gebäude um mich herum beobachtet. Eine Toilette brauchte ich, um meine Hände zu waschen. Der Platz sah eher wie ein offener Innenhof aus. Das Gebäude vom Restaurant belegte drei Seiten vom Platz. Vor mir, am hinteren Ende vom Platz, war eine Toilette, aber man konnte sie nicht benutzen. Auf der linken Seite vom Platz, im Schatten, habe ich eine andere Tür für eine Toilette gesehen. Als ich näher kam fiel mir das Schild für Männer auf. Ich habe laut geflucht und dann gemerkt, weiter weg war eine Toilette für Frauen. Ich bin hin gegangen.
Ich habe mich auf die Kloschüssel gesetzt. Das Klo war direkt hinter der Tür. Ich hatte diese, links von mir, nur angelehnt und nicht komplett geschlossen. Als ich meine Blase entleerte, konnte ich hören, wie jemand im Flur Geräusche machte. Vermutlich die Putzfrau. Ich war noch nicht fertig, als sie versuchte, die Tür zu öffnen. Ich habe geschrien, dass ich noch da saß, und sie hat auf der anderen Seite von der Tür weiter gearbeitet. Zum Glück nicht wie die Putzfrau damals im Studentenwohnheim in Nizza[1], habe ich gedacht. Ich wurde endlich fertig und wischte mich, als ein junger Mann aus der rechten Seite vom Raum ankam. Ich hielt noch ein winzig klein gefaltetes Stück Papier gegen meine Harnröhrenmündung fest[2,3]. Er hat sich auf einem Bett neben mir fallen lassen.
Ich saß selber auch auf einem Bett. Ich befand mich ja in einem Studentenwohnheim, wo ich ein Zimmer hatte. Ich fragte mich, für wie lange. Wir hatten Sommer, müsste ich nicht irgendwann für die Sommerpause mein Zimmer frei machen[4]? Und wo sollte ich in der Zeit bis zum nächsten Semester wohnen? Der junge Mann war neu und sehr überrascht, dass die Matratze so weich war. Er war beim Hinsetzen viel tiefer gesunken als vermutet. Ich habe ihm gesagt, ich war am Anfang auch sehr überrascht gewesen, aber man würde sich daran gewöhnen.
Als wir weiter diskutierten, saßen wir im selben Raum an einem großen, dunklen Holztisch. Die Putzfrau kam und schieb einen hohen Rollhalter, an dem selbstgemachte Armbänder hingen. Ich wollte sie mir anschauen, um sie selber nachzumachen. Ich kam nicht dazu. Ein Kellner kam und brachte uns die Rechnung. Sollten wir in Dollars oder in München[5] zahlen? Ich sagte, „Dollars“, und dann korrigierte ich mich, „nein, Euros, ich meine, München, München!“ Aber musste ich wirklich mein Zimmer frei räumen?
Bevor ich die Frage stellen konnte, bin ich aufgewacht.
[1] Die Geschichte hat es wirklich gegeben, vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Ich bin überrascht, im Traum nach so langer Zeit wieder daran zu denken. Ich war an einem Vormittag im Wohnheim. Das Gebäude war quasi leer, alle waren in den Vorlesungen, nur ich hatte die Stunde frei. Ich musste dringend pinkeln. Wir hatten keine Toilette in den Zimmern, sie waren mit den Duschen in einem Gemeinschaftsraum auf der Etage. Die Tür von meinem Klo ließ sich nicht schließen. Ich habe gedacht, ich bin ganz schnell und habe mit dem Fuß die Tür gehalten, während ich auf dem Klo saß. Ich wäre fast fertig geworden, als eine Putzfrau kam und die Tür öffnen wollte. Ich habe geschrien, ich wäre drin, aber sie hatte die Tür voll mit Kraft geöffnet, dagegen konnte mein Fuß nicht halten. Sie stand dann nur noch vor mir da mit einem komischen Gesichtsausdruck am Glotzen. Ich musste sie zweimal darum bitten, weg zu gehen, bevor sie es tat. Das war richtig krass.
[2] Ich habe fast so lange gebraucht, heraus zu finden, wie dieses Körperteil heißt, wie um den Rest vom Text zu schreiben. Das Wort auf Deutsch kam mir im Nachhinein sogar bekannt vor. Ich habe zuerst in meiner Muttersprache gesucht, Wikipedia hat geholfen, auf Französisch hatte ich noch nie vom méat gehört, weder urétral noch urinaire. Wie kann es sein, dass man so gut im Detail informiert ist, wie die Genitalien gebildet sind, aber nicht weiß, wie das Loch direkt daneben heißt, aus dem der Urin heraus kommt?
[3] Ich hatte gar kein Schamhaar, die Haut war ganz glatt, das ist mir nur nach dem Aufwachen aufgefallen. Und so klein falte ich Klopapier nicht. In dem Traum konnte man es gar nicht sehen.
[4] Das lief in meiner Zeit in Frankreich genau so. In den zwei Sommerferienmonaten musste man aus den Studentenwohnheimen ausziehen. Die Wohnheimplätze wurden nur am Anfang von jedem Studienjahr im September vergeben. Wenn man den ganzen Sommer bleiben wollte, brauchte man eine Sondergenehmigung. Die hatte ich nicht bekommen, als ich nach meinem letzten Semester in Nizza ein unbezahltes Praktikum in einem Forschungslabor gemacht hatte, und ich hatte in dem Sommer bei meinem Patenonkel gewohnt, wo uns, nebenbei erzählt, seine Mutter täglich ganz früh morgens ihre frische Caponata gebracht hatte. Sie wohnte in der Nähe.
[5] Häh?

Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.
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