Am Donnerstag habe ich Schmerze in der rechten Schulter bekommen. Es hat leicht angefangen. Als ich am Schreibtisch saß wurde es im Laufe des Nachmittags immer schwieriger, die Maus zu bedienen. Am Abend, als ich ins Bett gehen wollte, wurde das Ausziehen richtig schmerzhaft, ich konnte den Arm nicht mehr heben. Und einmal im Bett, konnte ich nicht richtig liegen. Ich schlafe normalerweise seitlich. Rechts ging gar nicht, ohne vor lauter Schmerzen zu schreien, da es zu sehr auf die rechte Schulter drückte, links ging aber auch nicht, weil der rechte Arm durch die Schwerkraft rutschte, was, ob nach vorne oder nach hinten, wieder mit Schmerzen verbunden war. Nach einer Stunde bin ich aufgestanden, habe meinen Kopfkissen genommen und bin nach oben zum Gästezimmer gegangen, um wenigstens dem Ehemann seinen Schlaf zu gönnen.
Am nächsten Morgen wurde es nicht besser. Nicht mal duschen konnte ich, dabei hätte ich mir so gerne die Haare gewaschen. Ich bin zu meiner Hausarztpraxis gegangen, nachdem ich telefonisch einen Termin vereinbart hatte. Trotzdem habe ich eine ganze Stunde im Warteraum sitzen müssen und durfte, nacheinander, einen älteren Herren, der ganz laut alle seine Klingeltöne am Handy durchprobierte, und einen jungen Mann mit affigem Rapper-Gang und dämlicher Bekleidung, der offensichtlich nach Aufmerksamkeit rang und ständig laut auf sein Handy fluchte, ertragen. Die Diagnose, als ich endlich untersucht wurde: Impingement. Warum Ärzte nicht einfach Einklemmung sagen, frage ich mich. Ibuprofen[1] und Physiotherapie wurden angeordnet. Die Ärztin fragte mich, ob ich Hilfe bei der Praxissuche bräuchte und ich habe leichtsinnig gesagt, ich könnte selber danach suchen. Der Ehemann hat mir die Kontaktdaten von der Physiotherapie-Praxis bei uns geschickt, die er wegen Achillessehne schon besucht hatte. Keiner ging ran außer der Anrufbeantworter, der mich informierte, freitags hätte die Praxis nur bis mittags auf. Zu spät.
Auf dem Rückweg aus meiner Arztpraxis habe ich Gemüse für eine Suppe am Abend eingekauft. Der Ehemann musste das Schneiden vom Kürbis übernehmen, das hätte ich nicht geschafft. Ich habe beschlossen, danach warm zu baden, um die Schulter zu entspannen. Es war ein Fehler. Aus der Badewanne wieder heraus zu kommen war die reine Folter. Geschlafen habe ich wieder oben alleine.
Als ich heute jemanden in der Praxis erreichen konnte, wurde mir erzählt, dass dort keine Kassenleistungen angeboten werden. Nur Privatpatienten und Selbstzahler würden sie nehmen. Komisch, der Ehemann ist doch auch freiwillig gesetzlich versichert. Wie viel würde eine Behandlung kosten, wollte ich wissen. Die Frau hat kurz gezögert und anstatt zu antworten, fiel ihr plötzlich ein, sie würden mit einer anderen Praxis arbeiten, die bei mir direkt um die Ecke liegt – genau die Praxis, wo der Ehemann auch gewesen war. Sie hat mir die Nummer gegeben. Erreicht habe ich dort niemanden. Ich habe am Ende alle Physiotherapie-Praxen in der Umgebung angerufen, was ich schon am Freitag hätte machen können, wenn der Ehemann mir nicht die eine Telefonnummer geschickt hätte. Die einzige Praxis, die ans Telefon ging, hat mir den ersten Termin in einem Monaten angeboten.
Einen ganzen Monat Wartezeit! Mit den teuflischen Schmerzen, die ich am Freitag hatte, wäre ich durchgedreht. Ibuprofen hatte keine Linderung gebracht. Ich habe aber Glück. Am Samstag konnte ich gar nichts machen, nicht mal Gitarre üben, und ich habe beschlossen, nach langer Zeit mal wieder am Rechner zu spielen. Vielleicht nicht so klug, da die Schmerzen beim Arbeiten am Schreibtisch entstanden waren? Ha! Nach einigen Stunden entspanntes Liegen vom Arm auf dem Schreibtisch sind die Schmerze tatsächlich von alleine verschwunden, und der Arm hat seine Beweglichkeit wieder gefunden! Nur noch leichte Erinnerungsschmerze sind noch da. Die Krankengymnastik will ich trotzdem wahrnehmen. Was auch immer letzte Woche passiert ist, es muss untersucht werden, auch wenn ich daran zweifle, dass man nach einem Monat noch etwas heraus finden kann.
Es bleibt weiterhin ein Skandal, dass man so lange nach einem Termin für eine Behandlung warten muss, wenn man akut leidet. Wie bei meiner Ischias-Geschichte. Trotzdem werde ich aus Prinzip nicht zu einer privaten Krankenversicherung wechseln. Diese Zwei-Klassen-Medizin ist eine Schande und gehört abgeschafft.
[1] Unbezahlte Werbung, da Namensnennung.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.