Ich saß an meinem Schreibtisch vor dem aufgeklappten Laptop. Home Office. Ich las meine Emails. Arndt wollte mich in eine größere Umstrukturierung der Firmendatenbank involvieren. Tim hatte viele wissenschaftliche Daten, die ich auswerten sollte. Der Haken: Mir wurde gekündigt. Scheinbar wussten meine direkten Chefs nicht mal Bescheid.
Das hieß für mich: Ich brauchte nicht weiter zu arbeiten, da ich dafür kein Geld kriegen würde. Das war doof, weil es so viel zu tun gab. Warum die Kündigung? Meine Arbeit war in der Firma sehr wichtig. Das müsste die Chefin doch wissen. Und war mein Arbeitsvertrag nicht unbefristet? Stimmt, da war was. Ich hatte eine Zeit lang in der Firma gearbeitet, musste dann entlassen werden, und war erst im November wieder angestellt worden. Meine Stelle war aus Drittmitteln finanziert und konnte nur bis Ende Mai laufen. Trotz Arbeitsvertrages.[1]
Ich war unterwegs mit dem Ehemann, auf einer Landstraße mit wenig Verkehr. Auf der anderen Strassenseite war ein Fahrradfahrer, der offensichtlich große Probleme hatte. Sein Fahrrad stand kopfüber auf dem Sattel und er werkelte im Motorraum rum. Wir haben angehalten und ihn gefragt, ob er Hilfe bräuchte. „Ja“, sagte er, „ich bin arbeitslos“. „Hey, das bin ich auch!“, antwortete ich. Ich dachte, ich müsste noch Arndt und Tim darüber informieren.
Ich beschloss, zuerst der Chefin eine Email zu schreiben. Eine Lösung musste her. So konnte ich unmöglich die Firma im Stich lassen, mit der ganzen Arbeit, die noch lag. Es müsste doch möglich sein, eine andere Finanzierungsquelle zu finden. Ich schnitt eine Baguette, um drin meine Nachricht zu verfassen.[2]
Was in der Zwischenzeit passierte, weiß ich nicht mehr. Ich bin mit einem Sprung aufgewacht, als ein riesiger Champagnerkorken mit hoher Geschwindigkeit auf meine Stirn zu knallen drohte. Wenige Sekunden später ging das Radio an.
[1] So eine Art Mischmasch aus meinen ganzen befristeten Arbeitsverträgen in der öffentlichen Wissenschaft. Zum Glück ist der Spuck vorbei.
[2] Selbst im Traum kam das mir komisch vor, die Brotkrumme sah nicht ideal für meinen Zweck aus. Aber das mit dem Motorraum vom Fahrrad fand ich völlig in Ordnung.
Dieser Beitrag ist ursprünglich auf Meckereien & Co. erschienen.